Mitarbeiter als Projektionsflächen

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Es ist ja verständlich. Mitarbeiter an der Basis sollten das umsetzen, was ihre Führungskräfte vorgesehen haben. Das wurde ja schließlich lange vorher in diversen Gremien des Top Managements visioniert, ausgearbeitet und schließlich ganz, vielleicht sogar im Sinne eines Masterplans, zur Umsetzung bereit gemacht. Jetzt ist es fertig: Die neue Kommunikationsstruktur mit Kunden, die neue, moderne, effiziente Arbeitsweise, der aggressivere Vertriebsstil, Projekte aller Art, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen, etc. …

Das alles ist, wie gesagt, notwendig und legitim. Bei der Frage der Umsetzung ergibt sich dennoch häufig ein Problem: Mitarbeiter erleben ihre Führungskräfte dabei vermehrt als überfordernd. Bei Befragungen geben Mitarbeiter an, Führungskräfte würden etwas von ihnen verlangen, das sie selbst nie zu Wege gebracht hätten. Was ist hier los? Wieso verhalten sich Mitarbeiter so bremsend, sind so im Widerstand?

Das Distanzphänomen

Wenn sich Führungskräfte aufgrund ihrer Funktionen zu weit vom praktischen Alltag des Unternehmens entfernen, passieren zumindest zwei Dinge:
Zum einen ermöglicht die gewonnene Distanz eine andere, vom Umsetzungsdruck befreitere Perpspektive auf den Alltag, die auch völlig neue Problemlösungswege aufzeigt.
Zum anderen besteht in der Entfernung die Gefahr, den Blick auf die dennoch vorherrschende Realität der Mitarbeiter zu verlieren.

Projektionsflächen statt Gelegenheiten

Dabei werden Mitarbeiter zu Projektionsflächen von Wünschen ihrer Führungskräfte. Zielvorstellungen, Wunschergebnisse, optimiertes Verhalten werden auf Mitarbeiter projiziert. Mit einfachen, provokanten Worten umschrieben: Mitarbeiter sollen endlich das umsetzen, was die Führungskraft früher selbst nicht imstande war.

Konflikte sind da vorprogrammiert, Mitarbeiter werden sich wehren, diesen Druck auf sich zu nehmen.

Was hilft

Sorgfältige Reflexion der Ziele auf realistische Umsetzung, unter Einbeziehung der Realitäten des Unternehmens plus ständige Kommunikation mit der „Basis“.

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